Was macht gesundes Wohnen aus?
Was macht einen Wohnraum zu einem gesunden Wohnraum? Diese Frage stellen sich bestimmt einige Menschen immer wieder. Ich möchte in diesem Artikel auf die Kernpunkte eingehen und dir die wichtigsten Parameter aufzeigen, die aus meiner Sicht zu gesundem Wohnen gehören.
1. Gesundes Raumklima:
Dazu gehören in erster Linie
– Kein Ausstoß schädlicher Lösemittel oder flüchtiger Verbindungen aus Klebern, Farben, Polstern oder Textilien.
Leider gibt es eine Vielzahl von Schadstoffquellen, die man sich oft unbewusst durch Gegenstände oder Baumaterialien ins Haus holt. Das reicht von der Wahl des Dämmmaterials über die Wandfarbe und den Bodenbelag bis hin zum Mobiliar und den Wohntextilien wie Vorhänge, Teppiche, Sofakissen etc.
Eine gute Regel zur Vermeidung von Schadstoffen ist hier so ähnlich wie im Bereich Ernährung, bei der Wahl der Materialien auf möglichst natürliche und bestenfalls wenig bearbeitete Materialien zu setzen.
So kannst du z.b davon ausgehen, dass Vollholz gesünder ist als Multiplex (Schichtholzplatten), die ihrerseits allerdings immer noch besser ist als Spanplatten und andere Pressspanprodukte bei denen man die Bestandteile nur schwer nachvollziehen kann.
Leider helfen uns auch vermeintliche Güte- und Qualitätssiegel nur begrenzt weiter, da diese lediglich die Einhaltung der festgelegten Grenzwerte bescheinigen. Grenzwerte besagen, ab welcher Menge ein Stoff gesundheitliche Auswirkungen hat. Diese Grenzwerte sind meist so gewählt, dass kein unmittelbarer Schaden entsteht, sie sagen aber nichts darüber aus, wie gesund oder ungesund ein Material letztendlich ist.
Denn auch hier gilt der Grundsatz: „Nicht alles, was nicht unmittelbar zum Tod führt ist auch gesund“
Deshalb rate ich dazu diese Kriterien kritisch zu hinterfragen und nicht jedem Siegel blind zu vertrauen. Denn die Testkriterien sind nicht immer transparent.
– gutes Feuchtigkeitsmanagement, Luftqualität
Um ein gutes Raumklima zu erhalten sind die Faktoren der Raumluft, Temperatur und Luftfeuchtigkeit die wichtigsten Parameter. Messen lassen sie sich z. B mit Hilfe eines Hygrometers, das Temperatur und relative Luftfeuchte anzeigt. Hiermit hat man jederzeit einen guten Überblick über den Zustand der Raumluft. Zumindest was die oberflächlichen Faktoren angeht.
Wir streben im Bereich der Luftfeuchtigkeit einen optimalen Wert zwischen 50-60% an. Sollte der Wert deutlich unter 40% relativer Luftfeuchte liegen, sollte man einen Raumluftbefeuchter einsetzen. Das kann in Form eines Wasserspiels oder Zimmerbrunnen passieren. Aber auch Kaltvernebler können eine Alternative sein. Wenn der Wert über die 60% Grenze hinausgeht, ist ein kurzzeitiges, mehrmaliges Stoßlüften über den Tag sinnvoll. In feuchten Regionen mit viel Luftfeuchtigkeit kann auch der Einsatz eines Entfeuchter-Systems sinnvoll sein.
– die optimale Raumtemperatur
Bei der Raumtemperatur spielen natürlich auch individuelle Faktoren eine Rolle wie z. B. der Stoffwechsel, Bewegungsverhalten aber auch der allgemeine Gesundheitszustand der Bewohner. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass eine Lufttemperatur zwischen 20°C und 23°C als angenehm empfunden wird. Im Schlafzimmer darf es eher etwas kühler sein, hier sind 18°C durchaus ausreichend. Im Badezimmer bevorzugen viele eine etwas höhere Temperatur um die 24°C. Was bei der Einstellung der Heizungen oft falsch gemacht wird, ist ein inkonstantes Heizverhalten. Da werden Heizungen am Tag abgedreht um sie dann abends nach der Arbeit wieder voll aufzudrehen um die Räume zu wärmen. Man verspricht sich davon eine Ersparnis bei den Heizkosten, was allerdings oft zum Gegenteil führt. Am besten ist eine konstante Heizleistung mit mittlerer Einstellung. So funktioniert die Heizung am ökonomischsten und Leistungsspitzen werden vermieden.
Gerade bei Fußbodenheizungen handelt es sich um Niedertemperatursysteme, die eine sehr lange Vorlaufzeit benötigen. Hier sollte unbedingt auf häufiges umstellen der Temperatur verzichtet werden.
Die Luftqualität wird über regelmäßiges Lüften reguliert und durch ein gutes Hausstaub-Management unterstützt. Wenn die Raumluft durch Schadstoffe belastet ist, können auch ausgewählte Pflanzen eingesetzt werden, die diese Filtern und umwandeln können. Eine Auswahl solcher Pflanzen findest du hier.
Sollten Zweifel an der Luftqualität aufkommen und Schadstoffbelastung ausgeschlossen werden, gibt es die Möglichkeit einen Luft-Schnelltest zu machen. Diese Tests können z. B. Formaldehyde und Asbest-Belastung aufzeigen, auf die man dann entsprechend reagieren sollte.
Eine wichtige Regel für die Anschaffung von neuen Möbeln und Einrichtungsgegenständen ist eine adäquate Zeit zum auslüften. Ein Sofa, eine Matratze oder ein Sessel sollten immer mindestens 24h in gut belüfteten Räumen ausdünsten dürfen bevor sie benutzt werden. Noch sinnvoller wäre die Anschaffung von unbedenklichen und entsprechend beschaffenen Materialien wie z. B. natürlichen Textilien ohne chemische Färbung, Bleichung oder Beschichtung. Womit wir zum letzten Punkt beim Raumklima gelangen.
– wohngesunde Materialien im Bereich Textilien, Möbel, Oberflächen
Hier ist oft eine große Unsicherheit vorhanden in Bezug auf die Qualität verschiedener Materialien. Aber wie oben bereits erwähnt, ist die einfachste Regel auf natürlichen Ursprung und möglichst wenig verarbeitete Materialien zu setzen. Holz, Metall, Glas, Naturfasern und Wolle zählen zu den Hauptakteuren in diesem Sektor. Bei der Auswahl von Wohntextilien, sind die Vertreter Leinen, Halbleinen, reine Baumwolle und Schafwolle oder Alpakawolle ganz vorne dabei. Es kommt aber auch auf die Verarbeitung an. Eine chemische Färbung kann den Benefit von natürlichen Stoffen wieder zunichtemachen. Kunstfasern wie Mikrofaser und Polyester sind häufig kritisch zu betrachten, da sie die Raumluft belasten und die Lunge schädigen können. Vor allem Allergiker und Asthmatiker leiden darunter besonders.
Bei Holz ist vor allem der Einsatz von Klebstoffen und Harzen zu beachten. Je weniger synthetische Klebstoffe und Lösemittelhaltige Versiegelungsprodukte eingesetzt werden umso besser. Eine geölte oder mit Natur-Wachsen behandelte Oberfläche ist einem Lack oder einem synthetischen Harz jederzeit vorzuziehen. Glas und Metall sind die unbedenklichsten Materialien im Wohnraum. Bei Metallen kann zwar die Lackierung noch eine Rolle spielen, aber das Material an sich besitzt keine flüchtigen Verbindungen und kann vielseitig eingesetzt werden.
Auch bei Oberflächen wie Bodenbelägen und Wandfarben ist Aufmerksamkeit geboten. Für Bodenbeläge eignen sich hier ebenfalls natürliche Materialien wie Stein, Holz, Linoleum und Wolle. Die heutigen beliebten Beläge wie Vinyl und Laminat sind kritisch zu betrachten, da zum Einen das Material an sich oft minderwertige Kunststoffverbindungen enthält und auch die Klebstoffe des Trägermaterials und für die Verlegung nicht unbedenklich ist. Zudem ist die Wärmeleitung bei Fußbodenheizung eher ungünstig. Hier empfiehlt sich ein Steinboden oder Fliesenboden um die bestmögliche Wärmeleitung und Heizeffizienz zu erreichen.
Ein Holzboden hat seinen besonderen Charme und ist besonders Fußwarm. Zudem besitzt Holz auch optisch einen warmen Charakter und kann eine gemütliche Atmosphäre unterstützen. Auch hier muss jedoch auf den Einsatz eines Schadstoffarmen Klebers geachtet werden, sonst ist der Effekt des Naturbelages aufgehoben.
Linoleum ist entgegen häufiger Annahmen ein reines Naturprodukt, das neben Kalkpulver und Korkmehl, Leinöl und Jutefasern enthält. Somit ist dieser Belag auch sehr Umweltfreundlich und nahezu vollständig biologisch abbaubar. Zudem sind die verwendeten Rohstoffe alle nachwachsend und somit die Umweltbelastung sehr gering.
Auch Wände sind relevante Oberflächen
Bei Oberflächen solltest du aber auch immer an Wandflächen und die dort verwendeten Materialien denken. Hier ist z.B. ein Mineralputz mit einem entsprechenden mineralischen Farbanstrich immer der typischen Tapete mit Dispersionsfarbe vorzuziehen. Ich vergleiche immer gerne die Dispersionsfarbe mit dem Gummihandschuh für die Wand. Sie kann dann nicht mehr Atmen und hat keinen Mehrwert für das Raumklima. Dazu kommen oft Lösemittel und Bindemittel, die in die Raumluft ausdünsten. Bei Mineralischen Farben ist das deutlich besser gelöst, da sie mit der Wand verkieseln und eine atmungsaktive und gleichzeitig alkalische Wirkung haben, was Schimmelbildung vorbeugt. Die richtige Untergrundstruktur vorausgesetzt liefert eine entsprechende Wandgestaltung also durchaus einen echten Mehrwert. Auch sehr schön und absolut natürlich ist ein Anstrich mit Lehmfarbe. Einziger Nachteil wenn kleine Kinder und Tiere im Haushalt leben, der Anstrich ist nicht besonders robust gegen mechanische Belastung und Abrieb. Dafür jedoch sehr förderlich für das Raumklima und bietet bei entsprechender Pigmentierung einen wunderschönen Effekt und Tiefe. Wichtig bei mineralischen- und Lehmfarben ist meiner Ansicht nach die Verwendung natürlicher Pigmente. In der passenden Podcast-Folge zum Thema Farbe findest du einige Anregungen. Hör´ gerne rein: https://ks-wohndesign.com/podcast-farbe-und-farbwirkung
2. ergonomisches Design von Möbeln und Einrichtungsgegenständen
Um langzeitige Gesundheitsschäden zu vermeiden, ist es notwendig ein ergonomisch sinnvolles Design zu wählen. Besonders bei Sitzmöbeln, Arbeitsplatzausstattung, Schlafräumen und Arbeitsflächen sollte auf die richtigen Maße geachtet werden. Da sich diese stets nach den individuellen Gegebenheiten der Bewohner richtet, kann man keine pauschalisierten Angaben machen. Die meisten Ergonomie-Modelle sind besonders auf die Arbeitsplatzgestaltung bezogen, aus meiner Sicht als Physiotherapeutin völliger Blödsinn. Da sie nur eine Durchschnittseinstellung eines Menschen mit durchschnittlichen Maßen berücksichtigen, funktionieren sie für die meisten nicht ausreichend. Da die wenigsten Menschen diesem Schema entsprechen führt das regelmäßig dazu, dass trotz vermeintlich richtiger Einstellung Nackenschmerzen und Rückenverspannungen auftreten. Eine wichtige Regel lautet hier immer einen möglichst flexibel verstellbaren Bürostuhl zu haben und einen guten und regelmäßigen Wechsel zwischen Stehen, Sitzen und Bewegen zu ermöglichen. Weitere Tipps zum gesunden Arbeiten kannst du hier nachlesen. Vielleicht ist ja auch mein Online-Selbstlernkurs zum Thema „Feelgood im Home-Office“ genau das richtige für dich.
Bei den Bereichen Sitzen und Schlafen müssen immer auch die Dauer und Art der Belastung berücksichtigt werden. Ein Kriterium für Schlafbereiche ist auf eine mittelfeste bis feste Matratze zurück zu greifen. Zu weiche und zu „bequeme“ Matratzen führen dazu, dass wir uns vermindert bewegen im Schlaf, was wiederum zu Instabilität und Wirbelblockaden führen kann. Somit ist eine Beratung im Schlafstudio und ein ausreichend langes Probeschlafen immer ratsam. Zudem empfehle ich eher mittelpreisige Matratzen zu kaufen und diese nach 3-4 Jahren auszutauschen. Alleine aus Hygienischen Gründen sind Matratzen mit 10 Jahren Garantie auf den Matratzenkern eine Zumutung. Hier lassen sich Verbraucher leider oft täuschen und zu teureren Käufen verführen, da sie sich vermeintlich eher „bezahlt machen“.
Küchen und Möbelplanung erfordert auch einige Überlegungen
Im Bereich der Arbeitsflächen einer Küche, muss genau geschaut werden für welche Tätigkeiten sie genutzt werden. Zum Teig kneten brauchen wir eine niedrigere Arbeitsfläche als zum Gemüseschneiden oder Kochen. In einen Topf zu schauen erfordert für eine kleinere Person jedoch manchmal auch eine niedrigere Kochstelle. Somit ist die Küchenplanung auch hier mit einigen zusätzlichen Überlegungen anzugehen.
Ein weiterer Bereich sind Sitzmöbel wie Esszimmerstühle. Da sehe ich immer wieder die absurdesten Modelle und frage mich, was sich die Designer dabei wohl gedacht haben. Wann immer du einen Esszimmerstuhl mit einer Sitzfläche siehst, die nach hinten abfällt, mach einen weiten Bogen um dieses Modell. Wenn wir auf so einem Stuhl sitzen, ist unsere Beckenposition so eingestellt, dass wir gar nicht aufrecht sitzen können. Es ist biomechanisch einfach nicht möglich. Die Winkel in den Hüftgelenken lassen auf so einem Stuhl auch keine aufrechte Position zu. Eine gerade Sitzfläche ist die wichtigste Eigenschaft eines Esszimmerstuhles. Auch bei gepolsterten Stühlen sollte man darauf achten, dass das Polster nicht zu weich ist um diesen „Einsink-Effekt“ zu vermeiden.
3. adäquate Lichtgestaltung
Licht hat einen enormen Einfluss auf unsere biologischen Körperfunktionen und kann enormen Schaden anrichten wenn wir nicht sinnvoll planen.
Zum Thema Beleuchtung und Licht hat sich in den letzten Jahren viel getan. Unter anderem wurde das Konzept der Biodynamischen Beleuchtung immer mehr voran getrieben. Hierbei handelt es sich um ein Beleuchtungskonzept, das den natürlichen Tageslichtverlauf nachempfindet und so unsere innere Uhr und unseren Hormonhaushalt unterstützt.
Bei der Lichtplanung ist vor allem der Aufbau der Beleuchtung in Schichten und Ebenen entscheidend für ein harmonisches Ergebnis. Vorbei sind die Zeiten, in denen eine einzige 60 Watt Glühbirne in einer Deckenleuchte den ganzen Raum beleuchtet hat. Die LED Technik hat uns viele Möglichkeiten geschenkt aber es gibt auch ein paar wichtige Dinge zu beachten. Wenn du in diese Thematik etwas tiefer einsteigen möchtest, kannst du hier noch mehr zum Thema Lichtplanung lesen.
4. Wohlbefinden und die Aspekte der Architekturpsychologie
Das wohl wichtigste Kriterium in Wohnräumen ist unser Wohlbefinden. Im Bereich der Architekturpsychologie gibt es schon länger die Erkenntnis, dass unser Wohlbefinden ganz entscheidend von den baulichen und gestalterischen Strukturen unserer Wohnräume beeinflusst wird. Hier werden viele vermeidbare Fehler gemacht, die durch verhältnismäßig kleine Anpassungen zu beheben sind. So kann die Anordnung von Möbeln die Wirkung eines Raumes massiv beeinflussen. Aber auch Farbe, Dekorationsgegenstände, Kunst und Wohntextilien haben Einfluss auf die Raumwirkung. Natürlich spielt auch die Aufteilung des Grundrisses und die Funktionalität eine große Rolle. Auch die Balance zwischen Privatsphäre und Bereichen für Kommunikation und Gemeinschaft sollte ausgewogen und gut geplant sein um ein harmonisches Zusammenleben zu fördern. So kann die korrekte Raumplanung durchaus dazu beitragen, zwischenmenschliche Beziehungen zu unterstützen und Konflikte zu entschärfen. Insgesamt bietet die Architekturpsychologie einen interessanten Ansatz und spannende Möglichkeiten, seine Umgebung angenehmer und menschenwürdiger zu gestalten.
Wenn du wissen möchtest, welche Schritte du auf dem Weg zur Wohlfühlzone gehen kannst, schau dir gerne diesen Artikel an. Oder höre dir diese Podcastfolge an, in der ich mich mit einer Expertin für Wohlfühlen unterhalte.
Solltest du gerade einen Hausbau oder Kauf planen, ist für dich bestimmt auch wichtig, dass du von vorneherein gut planen kannst. Denn wer möchte nicht gerne kostspielige Fehlentscheidungen vermeiden? Wenn du möchtest, kannst du dir hier anschauen, welche Möglichkeiten es für dich als künftigen Eigenheimbesitzer gibt, deine Umgebung und die deiner Familie zu optimieren und von Beginn an sinnvoll zu planen. Hier kommst du zum Angebot „Planungssicherheit für Bauherren“.