Bei der Farbgestaltung von Praxisräumen hat sich zu lange der Mythos vom “hygienischen Weiß” gehalten.
Aber warum ist weiß als Farbwahl überhaupt problematisch?
Grundsätzlich gilt zu verstehen, dass Farbe unserem Gehirn hilft, die Welt zu verstehen. Wir orientieren uns in erster Linie visuell und dazu gehört natürlich auch das Farbsehen.
Nun gibt es in der Natur sehr viele unterschiedliche Farbtöne und Schattierungen. Weiß kommt jedoch eher spärlich und nur punktuell vor. Mit einer Ausnahme…. im Winter. Verschneite Landschaften haben ihren Reiz ohne Zweifel und ich bin die letzte, die einen tollen Schneespaziergang nicht zu schätzen wüsste.
Ein großes Problem dabei ist aber häufig die Blendung. Bist du schonmal an einem sonnigen Tag im Schnee unterwegs gewesen? Ohne Sonnenbrille kaum auszuhalten oder? Weiß ist der ultimative Blender unter den Farben. Zudem löst Weiß so gut wie alle Linien auf. Besonders gut lässt sich dieses Phänomen bei einem sogenannten „White-out“ beobachten. Wenn im Winter Schnee und vor allem Wind zusammenkommen und alle Konturen verschwimmen, ist es beinahe unmöglich sich zu orientieren.
Klar in Innenräumen sind wir weit entfernt von diesen extremen Wetterphänomenen. Aber die Problematik bleibt. Weiß lässt Konturen verwischen und entzieht uns zudem wichtige Sinnesreize. Es ist eine deprivative Farbe und das Problem mit der Blendung und somit Verengung der Sehschlitze bleibt bestehen.
Farbe ist mehr als nur dekoratives Stilmittel.
Sie hilft uns Räume geometrisch besser zu erfassen und unsere Umgebung zu verstehen. Sie kann uns auch täuschen und räumliche Illusionen hervorrufen. Deshalb ist es so wichtig sie richtig einzusetzen und als Material zu begreifen, mit dem wir die Architektur unterstützen und gleichzeitig unserem Bedürfnis nach Klarheit und Orientierung nachkommen können.
Wenn wir es dann noch schaffen, uns an der natürlichen Farbpalette zu orientieren, haben wir auch im Hinblick auf das sensorisch optimierte Raumgefühl die beste Entscheidung getroffen. Klar können auch kräftigere Farbtöne ihren Reiz haben und Räume spannender wirken lassen. Hier kommt es aber stark auf die Nutzungsdauer und das Ziel der Gestaltung an.
Inzwischen ist es ja weitgehend bekannt, dass Fastfoodketten ihre Restaurants absichtlich in knallig bunten und kräftigen Farben gestalten um die Gäste möglichst schnell wieder loszuwerden und die Tische maximal häufig besetzen zu können. Komm rein, iss schnell und geh wieder, ist hier die Devise.
In Spa-Bereichen und Wellnesshotels wird konträr dazu auf sehr harmonische Farbgestaltung und eine möglichst natürliche Materialwahl wertgelegt. Hier ist das Ziel natürlich ein ganz anderes. Es soll zum verweilen, entspannen und abschalten einladen.
Bei Gesundheitsbetrieben erleben wir eine komische Parallelwelt.
Hier ist kein Ziel im Sinne der Aufenthaltszeit gegeben, da diese naturgemäß von anderen Faktoren abhängig ist. Der Auslastung, dem Termindruck, der Behandlungszeit und der möglichen Unterbrechungen. Deshalb erfolgte hier lange das Gestaltungsprinzip der Funktionalität und technische Parameter wie Reinigungseigenschaften und Sterilität erhielten Vorrang vor der ästhetischen Gestaltung.
Denn lange wurde diese als reiner Bonus angesehen und nicht wichtig genug empfunden. Menschen sind jedoch sensorische Wesen und unsere Sinneswahrnehmungen stehen im direkten Wechselspiel zu physischen- und psychischen Reaktionsmustern. Weshalb sich inzwischen auch der Zweig der Architekturpsychologie wachsendem Interesse und Anerkennung erfreut.
Hier richtet man sich gezielt nach menschlichen Bedürfnissen. Denn letztlich sind es immer die Menschen, die einen Raum nutzen und wir können uns die Raumwirkung gezielt zu Nutze machen.
So haben wir die Chance gerade in Gesundheitsbetrieben dafür zu sorgen, angstfreie Räume zu gestalten. Die sowohl den Patienten helfen ihre Situation (Schmerz/Angst/ Unsicherheit) besser zu ertragen und auch den Gesundheitsdienstleistern einen Arbeitsplatz zu ermöglichen, der das Wohlbefinden unterstützt.
Keine Logo-Farben in der Raumgestaltung einsetzen!
Übrigens ist davon abzuraten CI Farben, also Logofarben bei der Raumgestaltung zu intensiv einzusetzen. Diese sind nicht für die Raumgestaltung gedacht und 2D Print- und Webmedien wirken bewusst anders als 3dimensionale Räume. Hier wird häufig die Zielsetzung vermischt und die menschlichen Bedürfnisse der unterschiedlichen Anwendungszwecke übersehen. Print- und Webmedien buhlen um die Aufmerksamkeit der Betrachter und sollen sich abheben und neugierig machen. Das schafft man mit kräftigen Farbtönen, unterschiedlich lauten Schriften und Formsprache.
Räume haben andere Aufgaben und deshalb ist die selbe Farbkonstellation hier fehl am Platz. Auch die häufig als Referenz zu rate gezogene “Farbtheorie” sehe ich kritisch. Die Wirkungen, die laut dieser Theorie den einzelnen Farbtönen zugeschrieben wird, sind maximal in einem isolierten Versuchs-Setting möglich. Deshalb bietet auch das keinen wirklich brauchbaren Anhaltspunkt.
Aber wie gehen wir denn jetzt konkret vor, wenn wir feststellen: oha… meine Praxis ist in die Weißfalle getappt.
Zuerst einmal kann man natürlich das naheliegendste tun und neu Streichen. Hier empfiehlt sich ein Farbkonzept aus maximal 3 Tönen die im natürlichen und oder neutralen Farbspektrum zu finden sind. Von Cremetönen über Beige und Greige zu warmen Grau- und hellen Brauntönen. Aber auch natürliche Grün- und Blautöne können angenehm sein.
Wichtig ist, bei der Wahl der Farben auch den gesundheitlichen Aspekt des Materials Farbe zu bedenken. Im klassischen Baumarktsortiment findet der Laienanwender eigentlich nur Dispersionsfarben. Diese haben sich in der Anwendung als leicht zu streichen und schnell deckend erwiesen. Leider haben Sie einen fiesen und nicht zu unterschätzenden Nachteil. Alle diese Dispersionen enthalten Lösemittel, Kunststoffe und sind definitiv nicht Gesundheitsfördernd. Denn die Lösemittel und schnell flüchtigen Verbindungen gasen über einen sehr langen Zeitraum aus.
Leider reicht hier auch ein paar Tage auslüften nicht aus. Und was noch perfider ist, es gibt inzwischen Farbhersteller, die ihre Farben mit dem Zusatz “ohne Aromata” anpreisen. Was nichts anderes bedeutet, als dass der übliche “frisch gestrichen Geruch” ausbleibt. Dieser veranlasst uns aber immerhin zum Lüften der gestrichenen Räume.
Denn das fehlen dieser Aromata heißt keineswegs, dass die Ausdünstungen weniger sind. Wir merken es nur nicht mehr direkt. Sondern oft erst, wenn wir Kopfschmerzen bekommen. Diesen Trend halte ich für ziemlich gefährlich.
Bei Dispersionsfarben kann zudem die fehlende Diffusionsbereitschaft die Schimmelbildung begünstigen und sie beeinträchtigt ein Gebäude bauphysikalisch ungünstig. Man kann sich also merken, die Dispersionsfarbe ist der Gummihandschuh für die Wand. Praktisch aber auf Dauer nicht die gesündeste Option.
Mineralische Farben als gesündere Alternative
Eine deutlich bessere Wahl sind hier mineralische Anstriche. Kalk-Kreide oder Sol-Silikatfarben sind neben der Lehmfarbe eine deutlich gesündere und auch bauphysikalisch klügere Wahl.
Mit einer Einschränkung. Die Verarbeitung dieser Farben (abgesehen von der Kreidefarbe) erfordert meist einen Fachmann, da mineralische Anstriche neben der optimalen Vorbereitung des Untergrundes auch eine spezielle Technik und mindestens 2 Anstriche benötigen um das bestmögliche Ergebnis zu bekommen.
Dennoch ist es aus meiner Sicht den Aufwand wert hier in ein gutes Produkt zu investieren. Denn nicht nur die Räume profitieren von einer schöneren Farbtiefe auch unsere Gesundheit dankt es uns.
Eine weitere Option die Weißfalle abzumildern wäre das Aufbringen von natürlichen Materialien wie Holz. Hier gibt es einige Interessante Optionen, manche davon auch mit akustischer Wirksamkeit. Auch Moos, Filz und Kork haben hier ihren Platz.
Um ein stimmiges Konzept zu erreichen ist es wichtig, sich auf einige wenige Stilmittel zu beschränken und diese in passender Weise zu wiederholen. Das Gestaltungsprinzip des Rhythmus und der Wiederholung sind hier der Garant für ein harmonisches Ergebnis.
Was für eine optimale Gestaltung niemals fehlen darf, ist Licht. Denn ohne das richtige Licht, wirkt keine Farbe der Welt wie sie soll. Aber dazu mehr in der nächsten Episode.
Wenn du nun an einem Punkt stehst, wo du dir denkst ok… hab ich verstanden aber ich hab keinen blassen Schimmer wie ich das umsetzen soll, dann helfe ich dir selbstverständlich mit einem passenden Konzept für deine Praxis weiter. Kontaktiere mich gerne und wir schauen, wie wir zusammen arbeiten können.
Wenn du deine Räume erst einmal überprüfen willst und dir unsicher bist, welche Verbesserungen für deine Praxisräume möglich sind, dann hol dir gerne die Praxis-Checkliste und mache eine Raum-Ananmnese. Den Link dazu findest du hier:
Der Mensch als lebender Organismus steht unablässig in direkter Wechselwirkung zu seiner Umgebung. Das ist ein Umstand dem sich niemand entziehen kann und den wir uns positiv zu Nutze machen können. Aber es gibt auch Faktoren, die uns schaden und unser System negativ beeinflussen.
Wir haben es größtenteils selbst in der Hand womit wir uns umgeben und wie viele dieser schädigenden Einflüsse wir tolerieren. Hierzu zählen sensorische Einflüsse wie Temperatur, visueller sowie auditiver Lärm, Licht, haptische Eigenschaften von Objekten, mit denen wir in Berührung kommen, optische Einflüsse durch Farben und Formen, psychische Einflüsse und physische Einflüsse.
Diese physischen Einflüsse reichen von rein körperlich-anatomischen Einflüssen, durch geeignete oder ungeeignete Ergonomie bis hin zu körperlich-stofflichen Einflüssen durch Umweltgifte und Schadstoffe aus Raumluft und Materialien von denen wir umgeben sind.
Unsere Räume haben Einfluss auf uns, auch physisch
Als Physiotherapeutin, die in der Innenarchitektur tätig ist und zertifizierte Fachplanerin für gesündere Gebäude, weiß ich um die Risiken und Problematiken, die von Schadstoffen ausgehen. Diese reichen von Atemwegs-Reizungen über Kontaktallergien bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen wie Autoimmunerkrankungen, Krebs und Leberzirrhose.
Nun sind natürlich die meisten Baustoffe und Materialien in irgendeiner Form reguliert und überwacht. Jedoch reichen die meisten Siegel und entsprechenden Prüfkriterien nicht aus, um wirklich eine gesündere Umgebung zu schaffen. Viele der Grenzwerte bestätigen lediglich, dass keine unmittelbare Schädigung erfolgt. Jedoch werden häufig die Langzeitfolgen vernachlässigt oder schlicht nicht erhoben.
Fakt ist, dass sich sämtliche Einflüsse auf unser System addieren und somit auch eine unbedenklich scheinende Dosis eines Stoffes, in Kombination mit einem weiteren Faktor dann doch ein erhebliches Schädigungspotential entfalten kann.
Als Beispiel könnte man anführen: Wer an einer vielbefahrenen Straße wohnt und dann auch noch einen Kunststoffboden wie Vinylbelag in der Wohnung hat und die Wände mit Dispersionsfarbe gestrichen sind, der hat eine deutlich erhöhte Schadstoffbelastung. Im Gegensatz zur selben Wohngegend, aber mit einem weniger schädlichen Holzfußboden oder Fliesenboden und mineralischem Wandbelag.
So sind dann alle Faktoren zu berücksichtigen, wenn es um die Beurteilung der Schadstoffmenge, -Anzahl und Verteilung geht.
Möbel und Textilien sind Teil der Problematik
Auch die Möbel und Textilien sowie Alltagsgegenstände haben großen Einfluss auf die Schadstoffbilanz und Belastung unserer unmittelbaren Umgebung. Bei Textilien auf natürliche Fasern zu setzen ist schon ein guter Schritt in Richtung Schadstoffoptimierung. Gewebe wie Leinen, Baumwolle und Schurwolle sind gegenüber Kunstfasern wie Polyester immer im Vorteil. Wichtig sind natürlich auch die Verarbeitungsprozesse, wie Bleich- und Färbeverfahren sowie Performance-Veredelungen und brandhemmende Substanzen. Aber generell ist eine Naturfaser der Kunstfaser immer vorzuziehen.
Kritische Werte in der Raumluft, die von Baustoffen sowie Einrichtungsgegenständen verursacht werden, kann man durch Raumluftmessungen erfassen und so die Ursachen schneller finden und beheben.
Da ein Haushalt aber häufig nicht nur aus den Einrichtungsgegenständen besteht, sondern auch mit Reinigungsmitteln in Berührung kommt, Raumdüfte und andere Chemikalien beherbergt spielt natürlich auch dieser Einfluss eine Rolle.
Nicht nur die Einrichtung enthält Schadstoffe
Deshalb freut es mich sehr, dass die Chemieingenieurin Sarah Reynvaan uns auch einen Einblick in ihre wertvolle Arbeit gewährt und uns die wichtigsten, oft versteckten Schadstoffquellen im Haushalt aufzeigt.
Liebe Sarah, was ist aus deiner Sicht die wichtigste Schadstoffquelle, der man sich im Haushalt bewusst sein sollte?
Aus meiner Sicht ist das ganz klar der Schimmel in seinen verschiedenen Arten und seine Stoffwechselabbauprodukte, die sogenannten Mykotoxine (Pilzgifte). Schimmel wird häufig von den Menschen in seiner schädigenden Wirkung herabgespielt. Das sollte nicht sein. Jeder Schimmel sollte professionell entfernt werden. Mein Appell an alle: Tolerieren Sie keinen Schimmel! Weder beim Biomüll der zu lange in der Küche steht noch im Kühlschrank noch in Badbereichen.
Wie kann man sein Bewusstsein für Schadstoffe schärfen und sich der Einflüsse besser bewusst werden?
Der erste Schritt ist gedanklich zuzulassen, dass es Schadstoffe aus der Umwelt gibt, die uns Menschen in der Leistung und Gesundheit beeinträchtigen können. Der zweite Schritt ist den Willen zu entwickeln zu erkunden welche Stoffe sich in unserem Umfeld befinden. Der dritte die mit dem Verstand durchgeführte Analyse, ob diese Stoffe nun harmlos oder schädlich sind. Im vierten Schritt kann man dann die als schädlich erkannten Stoffe eliminieren und reduzieren und im fünften Schritt Ersatz finden und Alternativen umsetzen.
Schadstoffe und Substanzen gezielt nachweisen ist gar nicht so schwer
Wie kann man diese Schadstoffe und Substanzen denn am einfachsten nachweisen? Gibt es hier auch Tests und Messungen?
Der aller einfachste Nachweis, den jeder durchführen kann, ist über die eigene Sensorik. Wenn irgendwo Dreck liegt, sehen wir das mit unseren Augen. Wenn etwas stinkt oder stark riecht, wie beispielsweise synthetische Düfte ist das ein Indiz dafür, dass der Stoff bedenklich ist oder gar gesundheitsschädigend sein kann. Neben unserer Nase haben wir auch unsere Hände, mit denen wir anfühlen können, ob sich etwas gut anfühlt oder nicht. Doch Vorsicht, die Wahrnehmung ist nicht bei allen Menschen gleich ausgeprägt, nicht immer möglich und falsch positive oder falsch negative Feststellungen sind möglich. Deshalb ist es sinnvoll, Expert*innen zu Rate zu ziehen. Viele Produkte wie Kunststoffe sind gekennzeichnet und geben das Material an, aus dem sie bestehen. Die besten Nachweise sind Messungen von Staub, Wasser und Luft. Wenn jemand gesundheitliche Beschwerden hat rate ich dazu, diese Medien zu testen, um so Rückschlüsse auf vorliegende Schadstoffe im Umfeld zu erhalten.
Welchen Stellenwert haben Schadstoffe im Hinblick auf die Gesunderhaltung? Und was sollte jemand deiner Meinung nach tun, der evtl. schon eine gesundheitliche Vorbelastung beispielsweise in Form einer Autoimmunerkrankung hat?
Ich vertrete die Auffassung, dass viele, wenn nicht jede schwerwiegende gesundheitliche Belastung wie Autoimmunerkrankungen mit durch Umweltschadstoffe verursacht, ausgelöst oder getriggert wird. Teilweise bestehen dazu schon wissenschaftliche Studien, aber die Ursache-Wirkungsbeziehungen von Umweltschadstoff zu Symptomatik stecken, vor allem, was chronische multifaktoriell bedingte Erkrankungen betrifft, noch in den Kinderschuhen. Und weil das eben so ist, dass wir noch nicht genau wissen, wie die vielen Schadstoffe, denen wir tagtäglich in Kombination ausgesetzt sind, auslösen und die individuell auch unterschiedlich wirken können, ist die beste Prävention, das eigene Umfeld so schadstofffrei wie möglich zu gestalten. Das kann und sollte auch jeder tun. Bei Menschen, die mit der Zeit eine chronische Erkrankung entwickelt haben, sollte die Top-Priorität sein, Ursachen und Quellen der Symptomatik, vor allem die im direkten Umfeld, zu finden. Ich habe durch die Elimination der Umweltschadstoffe in meinem Umfeld, Symptomfreiheit von der Autoimmunerkrankung Myasthenia gravis* erreicht und wenn ich das kann, dann können das andere auch. Meiner Auffassung und Erfahrung nach, nicht nur bei dieser Autoimmunerkrankung, sondern auch bei vielen anderen chronischen Symptomatiken.
*Myasthenia gravis: gehört zu einer Gruppe von neurologischen Erkrankungen, die durch eine gestörte Signalübertragung zwischen Nerv und Muskel gekennzeichnet ist. Es kommt dadurch zu einer hochgradigen Ermüdbarkeit der Muskulatur und belastungsabhängiger Muskelschwäche. (anm. der Redaktion)
Was man über Symptome wissen sollte
Was ist deiner Meinung nach wichtig, was jeder über Schadstoffe und Symptome wissen sollte?
1.Kein Symptom kommt ohne Grund
2.Die Ursache der Symptome liegt oft in Umweltschadstoffen.
3.Es gibt Hoffnung und Erfahrungsberichte, dass die Symptomatik wieder verschwinden kann, wenn die relevanten Umweltschadstoffe eliminiert wurden.
Was kann man kurz- und langfristig tun, um Schadstoffe im Haushalt zu senken?
Kurzfristig: Alles Überflüssige aus dem Haushalt entfernen, Minimalismus leben, Ordnung schaffen, für Sauberkeit sorgen inklusive häufigem Staubsaugen und Lüften, schädliche Substanzen, Stoffe, Materialien, Möbel zu entfernen, einen Haushaltscheck von einer Expert*in durchführen lassen.
Langfristig: Sich mit dem Thema Umweltschadstoffe auseinandersetzen und systematisch Schritt für Schritt die Umweltschadstoffe im Außen und erst dann im Inneren entfernen, reduzieren und eliminieren.
Was empfiehlst du, um die Schadstoffbilanz im Haushalt zu optimieren? Man sollte mit der Analyse der Dinge anfangen, die leicht auszutauschen sind. Das heißt in erster Linie mit Kosmetika, Küchenutensilien und Reinigungsmitteln. Da hilft es sich eine App, wie CodeCheck oder ToxFox herunterzuladen, die angeben, wie bedenklich die Produkte und deren Inhaltsstoffe sind, und im eigenen Haushalt die Haushaltsprodukte auf Schadstoffe zu scannen. Es empfiehlt sich auf Zertifizierungen und Biosiegel zu achten. Je weniger Dinge wir besitzen, desto weniger Schadstoffen sollten wir ausgesetzt sein. Weniger ist mehr. Auf Qualität vor Quantität achten! Das betrifft vor allem die Gegenstände im Haushalt, die mehr Größe, Oberfläche und Masse haben. Das fängt bei den Bausubstanzen wie Böden, Farben und Belägen an und geht über Küchen, Büroausstattung und Möbel bis hin zur Deko. Dabei ist es wichtig, sich Expert*innen wie dich Kathrin zu Rate zu ziehen.
Ein pragmatischer Ansatz für weniger Schadstoffe
Vielen Dank liebe Sarah für deine wertvollen Einsichten in dieses nicht zu unterschätzende Thema.
Zusammenfassend lässt sich nun sagen, dass wir zuerst einmal ein Bewusstsein für Schadstoffe und Umweltschadstoffe entwickeln müssen. Um diese dann effektiv zu eliminieren, bedarf es nicht zwingend große technische Lösungen, sondern einen recht pragmatischen Ansatz. Die Hilfsmittel, wie die eigene Sensorik, Apps, Siegel und Experten und Expertinnen können dabei unterstützen ein schadstoffoptimiertes Umfeld zu schaffen. Ich bin davon überzeugt, dass es in Zukunft immer wichtiger wird, diese Faktoren zu kennen und sich deren Wirkung bewusst zu sein, einerseits um mündige Konsumentscheidungen treffen zu können und andererseits ein besseres Maß an Eigenverantwortung für die eigene Gesunderhaltung zu entwickeln. Nicht zuletzt tragen wir so alle dazu bei, dass unser Umfeld lebenswerter und angenehmer wird.
Schadstoffnachweise und Personalisierte Umweltanalysen von der Expertin: Dipl. -Ing. Sarah Reynvaan
Vielleicht sollten wir mal damit beginnen zu fragen was gesunde Praxis-Räume überhaupt sein sollen bevor wir uns überlegen ob wir das wertvoll finden können.
Gut, zu aller erst steht hier die Erkenntnis, dass unsere Umgebung immer auf uns einwirkt. Das passiert ohne unser zutun und meistens auch unbewusst. Sich diesem Einfluss zu entziehen ist praktisch unmöglich.
Deshalb spielt es natürlich eine Rolle in welcher Umgebung wir uns aufhalten.
Gesunde Praxis-Räume sollen sowohl die Patienten beim Gesund werden unterstützen als auch die Therapeuten und Mitarbeiter bei der Gesunderhaltung unterstützen. Also vereinfacht gesagt: keine schädlichen Einflüsse auf physisches und psychisches Wohlbefinden verursachen.
Gerade im Bereich der Gesundheitseinrichtungen spielen sich hier wahrliche Dramen ab.
Gut ich hör dich schon fast sagen: “Kathrin, chill, so schlimm kann es doch gar nicht sein, wir leben ja alle noch und arbeiten schon seit Jahrzehnten so”.
Okay, da gebe ich dir recht. Gesünder hat uns das aber insgesamt nicht gemacht würde ich mal etwas ketzerisch behaupten.
Wir sehen tagtäglich Gesundheitsdienstleister, die Ihren Job verlassen, weil sie den Anforderungen nicht mehr gewachsen sind oder ihre eigene Gesundheit endlich als Priorität erkennen und dieses Arbeitsumfeld nicht mehr ertragen.
Einen nicht unerheblichen Anteil daran hat die Arbeitsumgebung. Die wichtigsten Faktoren möchte ich im folgenden Benennen.
Menschen sind darauf angewiesen eine Balance zu finden, in der die Stressoren, die im Alltag auf uns treffen wieder neutralisiert werden können. Im besten Fall durch guten Schlaf und ausreichende Erholungsphasen. Aber auch durch dosierte Reize und die Möglichkeit des Rückzugs. Es gibt kaum Berufe, die in einer derart engen Taktung und terminlichem Druck ausgeführt werden wie die im Gesundheitssystem. Das sorgt insgesamt schon für deutlich erhöhte Cortisolspiegel bei fast allen Gesundheitsdienstleistern.
Schauen wir auch auf die Patienten, die zusätzlichen zum medizinischen Personal Praxisräume nutzen müssen, so sollten wir uns klar machen, dass diese Menschen aufgrund ihres Zustandes eine veränderte Reizwahrnehmung haben. Ein Mensch in einer Angst- oder Schmerzsituation ist deutlich sensibler für Einflüsse aus seiner Umgebung. Er nimmt Geräusche, optische Eindrücke, Gerüche und sogar Bewegungen anders wahr als ein Gesunder Mensch.
Treffen diese Faktoren auf die übliche kühle, farblose Praxislandschaft, die oft rein funktionell gestaltet ist, dann löst dies zusätzlichen Stress aus.
Weiß ist eine der schwierigsten Farben für uns Menschen. Sie wirkt deprivativ, was bedeutet, sie entzieht uns jegliche Reize, die wir brauchen um uns zu orientieren und unsere Umwelt zu verstehen.
Farbliche Gestaltung ist ein großer Punkt wenn es um die gesündere Gestaltung von Räumen geht.
In der nächsten Episode gehe ich tiefer auf genau diesen Punkt der “Weißfalle” ein.
Aber Farbe ist nichts ohne Licht. Und hier sind wir beim zweiten großen Thema gesünderer Praxisräume. Eine statische Lichtsituation entspricht nicht unserem Naturell als Menschen.
Da wir nun mal Teil der Natur sind und als solches zumindest Physiologisch gesehen, immer noch Großteils ihren Naturgesetzen folgen, ist der Tageslichtrhythmus sehr tief in uns verankert.
So tief, dass unser Hormonsystem in weiten Teilen auf diese Lichtveränderungen reagiert. Und hier spreche ich nicht nur von der Vitamin D Synthese durch UV Strahlung. Es geht auch um die Synergien von Cortisol und Melatonin. Diese elementaren Hormonkreisläufe können durch falsche Beleuchtung massiv gestört werden. Das kann vielfältige Probleme auslösen um mit Schlafstörungen, Gereiztheit und dauerhaften Stressreaktionen nur ein paar zu nennen.
Kleiner Spoiler, Melatonin-Gummibärchen einzuwerfen löst das Problem nicht. Aber das hast du sicher schon geahnt.
Ein weiterer wichtiger aber gleichwohl unsichtbarer Stressor ist das Raumklima. Und hier geht es um weit mehr als nur Gerüche und Luftaustausch. Auch die Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Schadstoffdichte ist entscheidend. In Praxen ist der Bereich der Keimlast oft noch zusätzlich relevant.
Ebenso unsichtbar aber nicht weniger bedeutsam ist die Akustik. Geräusche können Ängste und Stress auslösen. Auch vermeintlich bekannte Geräusche, deren Quelle wir kennen und verstehen, können unbewusst eine Erhöhung des Cortisol- und Adrenalinspiegels zur Folge haben. Dauerhafte Geräuschpegel sind vor allem für Mitarbeitende in Praxen eine starke Belastung. Sei es ein volles Wartezimmer mit dazugehörenden Gesprächen oder das Summen von Druckern, klingeln von Telefonen und ständiges hin und her von Personen im Eingangs- und Empfangsbereich.
Ein gutes Akustikkonzept bringt hier viel Erleichterung und ist ganz nebenbei auch noch Datenschutzrelevant.
Es gibt noch einige weitere Punkte, aber das waren die aller wichtigsten.
Allgemein lässt sich also zusammenfassen, dass auch in Praxen eine sensorische Optimierung der Räume zur Gesunderhaltung des Personals sowie zur Gesundheitsförderung der Patienten und Klienten beiträgt. Hier können wir uns verschiedener Strategien bedienen. Meine bevorzugten sind das sensorische- sowie das Biophilic-Design. Die Berücksichtigung menschlicher Bedürfnisse sowohl physisch als auch psychisch. Und die Orientierung an den Prinzipien der Schadstoffoptimierten Raumgestaltung.
Wenn du dir jetzt die Frage stellst, wie gut deine Praxisräume in Hinblick auf die genannten Problemstellungen abschneiden, lade ich dich ein dir meine Praxis-Checkliste herunterzuladen.
Den Link stelle ich dir hier zur Verfügung. Diese Checkliste ist kostenlos und bietet dir die Chance deine Praxisräume einmal schonungslos ehrlich zu analysieren.
Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit wenn du bis hierhin dabei warst. Ich freue mich sehr wenn du das nächste mal wieder reinhörst in den Praxiswandel und diesen Podcast mit anderen Gesundheitsdienstleistern teilst.
Warum ich als Physiotherapeutin jetzt Räume gestalte
Um diese Frage zu beantworten möchte ich dir erst etwas über meinen beruflichen Werdegang erzählen. Denn wir befinden uns in einer Zeit, in der wir nicht unbedingt den Beruf, den wir einmal erlernen bis an unser Lebensende ausführen.
Und so ist es auch bei mir. Mit 16 war ich sehr überzeugt davon, dass ich unbedingt Physiotherapeutin sein möchte und bewarb mich an 2 Schulen. So kam es dann, dass ich 2004 im Alter von 17 Jahren die Ausbildung begann und 2007 als eine der jüngsten Therapeutinnen mit gerade einmal 20 mein Staatsexamen in der Tasche hatte.
3 Jahre lang versuchte ich dann als angestellte Therapeutin Fuß zu fassen. Was mir nicht besonders gut gelang. Denn ich bin definitiv keine gute Angestellte im klassischen Sinne. Immer wieder standen meine Arbeitgeber zwischen mir und meinen Ideen und Vorstellungen von guter und sinnvoller Patientenbetreuung und Praxisführung. Deshalb entschloss ich mich nach diesen 3 Jahren endlich selbständig zu werden und die Vorzüge die ein freier Heilberuf mit sich bringt zu nutzen.
Als freiberufliche Therapeutin habe ich dann in den darauffolgenden 5 Jahren viele Praxen sehen und erleben dürfen. Viele tolle Therapeutinnen und Therapeuten kennengelernt und ihre Ansichten und Herangehensweisen an diesen vielfältigen Beruf.
2016 fand eine gewisse Politikerin gefallen daran, uns das Leben schwer zu machen, indem sie uns freiberuflichen Therapeuten kategorische Scheinselbständigkeit unterstellte.
Das veranlasste mich dazu, dem deutschen Gesundheitssystem ein für alle mal den Rücken zu kehren und in der Schweiz einen neuen Anlauf zu nehmen. Als hochspezialisierte Manual-Therapeutin war das auch kein Problem.
Es stellte sich aber immer wieder die Frage, was mache ich mit dem Rest meines beruflichen Lebens, sollte die Physiotherapie (wohlgemerkt das System, keinesfalls der Beruf an sich) mich weiterhin enttäuschen. Und so landete ich bei Berufswunsch Nr.2 aus Teenager-Tagen…. der Innenarchitektur.
Da ich keine 7 Jahre mit Abitur und Vollzeitstudium verbringen konnte und wollte, habe ich mich in 3,5 Jahren mit guten Fernstudiengängen und einigen Praxisprojekten im Quereinstieg in dieses Feld reingearbeitet.
2019 habe ich dann KS-Wohndesign gegründet, anfangs mit dem Ziel komplett weg zu gehen von der Physiotherapie. Nur noch kreativ, nur noch schön, nur noch Räume gestalten.
Doch wie es so ist, stellte ich ganz schnell fest, wenn du einmal medizinisch ausgebildet bist, kannst du die Augen und Ohren nicht verschließen vor dem, was auch in dieser Branche falsch läuft.
So kam ganz schnell die Überschrift “gesunde Wohn- und Arbeitsräume” drüber. Und die Ausrichtung auf gesunde Büros und vor allem das Praxisdesign für Therapeuten und andere Gesundheitsdienstleister.
Denn mir wurde immer wieder bewusst, wie sehr Räume auf uns Menschen wirken. Nicht nur physisch sondern auch psychisch. Und wir uns dieser Wirkung nicht entziehen können. Sie ist wie ein Naturgesetz immer da. Das kann uns jetzt bewusst sein oder nicht, es ändert nichts am Ergebnis.
Und weil ich diesen Umstand als Chance begriffen habe, positive Raumwirkungen zu nutzen um Arbeitsplätze sowohl im allgemeinen aber vor allem im medizinischen Bereich besser zu machen, hörst du nun diesen Podcast.
Um die ganze Sache abzurunden habe ich im Dezember 22 die Zertifizierung zur Fachplanerin für gesündere Gebäude durchlaufen. Hierbei geht es vor allem darum schon bei der Wahl der Baustoffe bessere Entscheidungen zu treffen. Denn Boden, Wand- und Deckenbeläge haben enormen Einfluss auf die Raumluft und unsere Gesundheit.
Im April 2024 hatte ich die großartige Möglichkeit einen 15-seitigen Fachartikel im Wirtschaftsmagazin “UP unternehmen Praxis” von Buchner zu veröffentlichen, der auf reges Interesse gestoßen ist.
Das hat mir gezeigt, dass insbesondere die Therapeuten, sei es in der Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie durchaus beginnen zu verstehen, dass unsere Praxisräume enormen Einfluss auf unseren Therapiealltag haben.
Deshalb freue ich mich so sehr, dass ich insbesondere in den letzten 2 Jahren so viele Therapeuten bei der Gründung neuer Praxen aber auch der Umgestaltung ihrer etablierten Praxen begleiten durfte. Sei es durch meine Praxisberatungen oder ganze Gestaltungskonzepte.
Wenn du den Artikel noch nicht gelesen hast, verlinke ich ihn sehr gerne.
Auch heute arbeite ich noch einige wenige Stunden die Woche in der Physiotherapie. Einfach weil es mir Freude macht und ich vor allem kein theoretischer Fachidiot sein möchte. So habe ich immer noch den Bezug zu den Patienten aber auch den Therapeuten und ihren Bedürfnissen. Und bekomme natürlich auch noch alle aktuellen Thematiken mit, die in der Branche wichtig sind.
Mir liegt etwas daran den Therapeuten einen Weg zu zeigen, wie sie ihren wichtigen und in großen Teilen schönen Beruf angenehmer gestalten können und auch Mitarbeitergewinnung und Bindung zu einer machbaren Aufgabe wird.
Arbeitszeit ist immerhin Lebenszeit und gerade in der derzeitigen Situation entscheiden sich viele Menschen eher für ihr Wohlbefinden und nehmen nicht mehr jede Arbeitssituation in Kauf nur um einen Job zu haben. Das kann man jetzt anprangern, oder man findet konstruktiv einen Weg sich diesen Umstand zu nutze zu machen und die eigene Praxis zu einem attraktiven Ort zu machen, an dem Menschen sich gerne aufhalten. Das kommt letztlich allen zugute und sorgt für ein harmonischeres Arbeitsumfeld.
Somit kann ich sagen, ich gestalte als Physiotherapeutin inzwischen Räume, weil mir die Gesunderhaltung von Menschen wichtig ist und diese aus meiner Sicht schon bei der “artgerechten Haltung” beginnt 😀.
Wenn dich die Themen der Praxisgestaltung ebenso begeistern und interessieren, freue ich mich sehr, wenn du diese Episode mit deinen Mittherapeuten oder anderen Gesundheitsdienstleistern teilst. Natürlich freue ich mich auch besonders über ein Abo für diesen Podcast und wenn du das nächste mal wieder reinhörst.
In Episode 2 bei PraxisWandel werde ich dir einen Einblick geben, warum wir überhaupt Wert auf “gesunde” Praxisräume legen sollten. Bis dahin, mach es gut
Hör´ rein in die allererste Episode des neuen Podcasts Praxiswandel:
Was ist der Podcast Praxiswandel und warum solltest du ihn hören?
Dieser Podcast entsteht aus meinem Wunsch heraus die Praxislandschaft spürbar zu verändern. Als Physiotherapeutin mit über 17 Jahren Praxiserfahrung habe ich schon viel gesehen und erlebt. Gutes, aber natürlich auch fragwürdiges.
Aber allen gemeinsam war immer die Erkenntnis, dass sich Gesundheitsdienstleister zu wenig mit der Wirkung ihrer Praxisräume beschäftigen.
Als ich 2016 entschieden habe, dass das deutsche Gesundheitssystem gerne ohne mich weiter System sein darf und ich in der komfortablen Lage war, beruflich in die Schweiz gehen zu können, hat mich das Thema dennoch nie ganz losgelassen. Auch mit der völlig anderen Sparte der Raumgestaltung, in die ich seit 2017 den Quereinstieg gewagt habe, konnte ich einfach nicht anders und bin immer wieder in den Praxen gelandet.
Mir war klar, dass ich etwas positives bewirken möchte, und diesen Beruf, den ich nach wie vor sehr schätze und mag, wieder attraktiver zu machen.
Denn wenn ich von Fachkräftemangel im Gesundheitswesen lese, dann kann ich mich kaum zurückhalten und möchte laut schreien “vergiss es!! Gibt es nicht! Hier passiert etwas viel schlimmeres!” denn wir haben keinen schlichten Fachkräftemangel. Die Fachkräfte wären da, die haben nur auf gut deutsch keinen Bock mehr oder keine andere Wahl als sich Berufe zu suchen, von denen sie leben können. Wir haben es also nicht mit schnödem Fachkräftemangel zu tun, sondern mit einer Branchenflucht.
Das ist ein großes Problem, denn zusätzlich zum offensichtlichen Personalmangel kommt der nachhaltige Imageschaden für die gesamte Branche. Junge Menschen schauen sich diese Berufe genau an und sehen, was da passiert. Man muss jetzt kein Genie sein um zu verstehen, dass wohl kaum ein Mensch bereit ist, sehenden Auges in diese Misere einzusteigen.
Und wer jetzt glaubt, ausländische Fachkräfte, die teuer angeworben werden, lösen dieses Problem schon irgendwie, hat vergessen zu bedenken, dass auch diese irgendwann in der Realität ankommen und merken, dass sie von dem was diese Berufe bieten, hier nicht leben können.
Das wird die Branchenflucht nicht aufhalten.
Es verlangsamt vielleicht etwas, liest sich bestimmt statistisch auf dem Papier ganz nett, aber wirklich eine nachhaltige Strategie zur Verbesserung der Versorgung ist das nicht.
Deshalb ist es mir wichtig, Praxisinhabern und vor allem auch Praxisgründern zu helfen ihre Betriebe von Anfang an, auf ein gute Basis zu stellen. Mit Räumen, die eine hohe Attraktivität für Patienten aber vor allem auch für die Therapeuten mitbringen.
Denn eines ist ganz klar. Ein Wandel der bisherigen Situation ist unausweichlich und längst überfällig. Wir sehen eine hohe Zahl von Therapeuten, die sich aus der klassischen Regelversorgung zurückziehen, da eine Selbstzahler-Praxis ganz andere Spielräume bietet. Oder zumindest wird ein höherer Anteil Privatpatienten und Selbstzahler angestrebt.
Genau hierfür ist aber auch eine entsprechende, kompetente und moderne Außenwirkung notwendig, denn der hilfesuchende Patient, entscheidet sehr wohl wo er sein hart verdientes Geld hinbringt.
In diesem Podcast möchte ich dir Tipps und Impulse geben, die zum Reflektieren, Hinterfragen und Handeln anregen. Die dir und deinen Praxisräumen einen Schub in eine gute und zukunftsweisende Richtung geben. Und die helfen, dein Unternehmen Praxis auf die künftigen Anforderungen vorzubereiten.
Damit Gesundheitsdienstleister auch in Zukunft noch genug Resilienz und Motivation haben, ihre wertvolle Arbeit zu leisten. Und sie ihre Lebenszeit an würdigen Arbeitsplätzen verbringen können, die sie unterstützen und nicht nur nehmen.
In diesem Sinne würde es mich sehr freuen, wenn du diesen Podcast mit anderen Therapeuten und Gesundheitsdienstleistern teilst, vielleicht sogar ein Abo da lässt und mir somit hilfst, die Praxislandschaft zu wandeln.
Bis zur nächsten Episode von PraxisWandel sage ich tschüss
Willkommen zu einer neuen Episode der Wohnsprechstunde. Heute mit dem Thema “AI ist kein Ersatz für einen Interior Designer”
Bestimmt hast du dich schon mit dem Thema AI und künstliche Intelligenz befasst. Wenn auch nur oberflächlich, sollte dennoch klar sein, dass diese Technologie im Moment noch in den Kinderschuhen steckt. Sie entwickelt sich schnell aber ist sie auch in der Lage einen Interior Designer zu ersetzen?
Solche Aussagen habe ich schon gehört keine Frage. Und zuletzt sogar von ein paar mächtig von sich selbst überzeugten Immobilienmaklern, die der Auffassung waren, dass man auch Home-Staging ganz fix in Minutenschnelle und ein paar klicks mithilfe von AI erledigen kann.
Da musste ich erst mal laut lachen. Kenne ich doch die Ergebnisse, die bildgenerierende AIs aktuell noch abliefern.
Lustige Ergebnisse sind an der Tagesordnung
Klar kommt es hier vorrangig auch auf die Skills des Nutzers an. Der muss der AI ja schließlich den richtigen Auftrag geben. Aber selbst wenn ein Designer, einen ausführlichen und fachlich korrekten Befehl eingibt, kommen doch eher ulkige und zu großen Teilen absolut unbrauchbare Ergebnisse zustande. Im besten Fall entsteht eine abstrakte Idee, die der Inspiration auf die Sprünge hilft. Das ist aber keinesfalls ein umsetzbares Ergebnis für Laien.
Nachdem mein erster Lachflash verklungen war, habe ich mir aber ein paar Fragen gestellt und versuche dir hier einen Einblick in meine Erkenntnisse zu geben.
Zuerst dachte ich darüber nach, wie jemand auf die Idee kommt, dass man erlernte Expertise und Erfahrung mit zwei Klicks und ein paar wohl gewählten Worten ersetzen kann. Da kam ich zu dem Ergebnis, dass viele nicht wissen, was alles dazu gehört um gute Räume zu gestalten. Dass sich das Image vom “bisschen nett dekorieren” als unsere Kernkompetenz doch weiter verbreitet hat, als uns bewusst ist.
Menschen haben kein Bewusstsein für die Wirkung ihrer Umgebung
Und dann wurde mir klar, dass Menschen immernoch zu wenig Bewusstsein für die Wirkung ihrer Umgebung und die Auswirkungen von wirklich schlechtem Design haben.
Eines der größten Probleme, die mir in diesem Zusammenhang aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass AI aktuell nur in der Lage ist, Daten zu kombinieren, mit denen sie gefüttert wurde. Somit bekommt man immer einen relativ unbrauchbaren Zwitter aus bereits existierenden Entwürfen. Was einerseits immer auch die Frage nach dem Urheberrecht aufwirft und andererseits zur Folge hat, dass diese Mischungen sehr unreflektiert kombiniert werden.
Zudem entsteht hier auch immer die Frage nach der Umsetzbarkeit. Und diese ist definitiv nicht gegeben. Einerseits aufgrund teilweise abartiger Farbkombinationen und interessanter Materialwahl…. oder wolltest du nicht schon immer einen Sandstrand als Bodenbelag in deinem Wohnzimmer? Was nicht? Mhhhh ok.
Andere zugegeben recht amüsante Fehlentscheidungen die Ai trifft, waren unter anderem Tische mit nur 3 statt 4 Beinen, die in interessanten Winkeln angebracht waren und Schwerkraft existiert ja im AI-Universe scheinbar eh nicht. Oder eines meiner absoluten Highlights war eine Wandleuchte an einer Glasscheibe. Da hat das clevere Biest, doch auch gleich noch WLAN Strom erfunden. Sapperlott, was für eine Konkurenz, da müssen wir uns echt anschnallen.
Aber Scherz beiseite. Natürlich kann ich als Fachperson solche Bilder mit einem Schmunzeln betrachten und sehe auf den ersten Blick die Mängel. Aber ein Laie kann das häufig nicht und so entsteht bei einigen wirklich der Eindruck, dass Interior Design ja eigentlich ganz easy ist. Dass diese Fehlinterpretation nicht nur lächerlich ist sondern im dümmsten Fall richtig teuer werden kann, möchte ich dir anhand von folgendem Szenario gerne deutlich machen.
Stell dir vor du hast dir in den Kopf gesetzt dein Wohnzimmer oder dein Büro mit Hilfe von AI umzugestalten. Du gibst der bildgenerierenden Ai also den Befehl einen Raum zu kreieren, der deinen Vorstellungen entspricht und machst Angaben zu den notwendigen Bestandteilen, deinen Vorlieben, der Farbwahl, der Raumwirkung usw.
AI kann keine Gedanken lesen
Wie… du hättest gar keine Ahnung, wie du deine Vorstellungen in Worte fassen sollst? Tja das ist natürlich ungünstig denn Gedanken lesen kann die AI noch nicht.
Aber nehmen wie mal an, du bist in der Lage präzise Angaben zu deinem Wohngeschmack, der Ausstattung und der Stilrichtung zu machen. Was du nun erhälst kann ein ganz netter Anfang sein. Eine rohe Idee, entstanden aus bereits existierenden Entwürfen und Konzepten. Eine Reproduktion unreflektierter Datensätze ohne Rücksicht auf eventuelle Problemstellungen.
Gehen wir mal davon aus, dieser Entwurf gefällt dir und du möchtest das gezeigte umsetzen. Da die AI allerdings nicht prüft, welche Materialien und Möbel erhältlich sind, geschweige denn, ob das was sie dir zeigt überhaupt real existiert, hast du nun ganz viel Spaß dabei Stunden um Stunden zu recherchieren wo du das herbekommst. Sollte dieser Aufwand von Erfolg gekrönt sein, stellst du vielleicht fest, dass diese Möbelstücke dein Budget weit übersteigen oder nur sehr umständlich vom anderen Ende der Welt zu beziehen sind. Mit Lieferzeiten, die einem die Haare zu Berge stehen lassen.
Mit einem guten Interior Designer passiert dir das nicht. Wir haben nicht nur deine Bedürfnisse bei der Planung im Hinterkopf sondern achten auch auf die Umsetzbarkeit, deine Budgetvorgaben und prüfen Qualität und Verfügbarkeit der Möbelstücke und Ausstattung. Zudem haben wir als Menschen einen entscheidenden Vorteil gegenüber Maschinen. Die Empathie auch zwischen den Zeilen zu lesen und Bedürfnisse zu erkennen, die im Zweifelsfall gar nicht laut ausgesprochen wurden. Das richtige Verstandenwerden und Gefühl gesehen zu werden, können nämlich so leicht nicht ersetzt werden.
Unreflektierte Kombination bereits bestehender Entwürfe
Auch die Kreativität etwas neues zu erschaffen und neue Ideen zu entwickeln ist eine Fähigkeit, die KI und AI nicht leisten können, da Kreativität viel mit Freiheit und eher wenig mit Rationalität zu tun hat.
Individualität und maßgeschneiderte Entwürfe sind das, was ein echtes Design von einem billigen, zusammengeworfenen Sammelsurium bereits existierender Arbeiten unterscheidet.
Deshalb sehe ich da keine echte Gefahr für menschliches Skillset. Zudem kann AI wenn sie richtig angewendet wird, den Fachbereich echter Experten bereichern und eine Hilfestellung sein. Somit denke ich, werden sich bestimmt die Arbeitsabläufe und Prozesse auch in vielen Designagenturen verändern. Aber die Zeit, die bisher in die Ideen-Entwicklung geflossen ist, wird dann vermutlich durch die Recherche und Nachweispflicht zur Urheberrechstwahrung ersetzt werden. Mit jeder neuen Technologie kommen neue Aufgaben und Herausforderungen und deshalb halte ich diese alte Angst, des “ersetzt werdens” für ziemlich unreflektiert. Survival of the fittest hat nämlich rein gar nichts mit der Fähigkeit zu tun einen Marathon zu laufen.
Unsere Individualität zur Stärke zu machen und auch unsere Wohnräume mit dieser Individualität zu etwas besonderem zu machen, dafür braucht es mehr als nur ein auf Einsen und Nullen basierendes Großhirn.
Ich hoffe ich konnte dir hier einen kleinen Einblick in die aktuelle Thematik in der Interior Design Branche geben. Wenn du auch davon überzeugt bist, dass Wohlbefinden nicht nur auf Daten und Fakten basiert, dann freue ich mich, wenn du diese Episode teilst und den Podcast abonierst.
Ich bedanke mich für deine Aufmerksamkeit und freue mich, wenn du nächstes mal wieder reinhörst, wenn es heißt Wohnsprechstunde.
Wenn du dir also jetzt sicher bist, dass du lieber mit einem menschlichen Interior Designer arbeiten möchtest, der deine Bedürfnisse auch empathisch erfasst, dann kannst du dich gerne hier umsehen: